BERLIN
Niemals habe ich eine Reise mit größerer Spannung angetreten als an jenem Morgen im Februar dieses Jahres, da ich in Bromma zum Flug nach Berlin aufstieg. Illusionen machte ich mir keine; meine Hoffnung, ein völlig positives Ergebnis zu erreichen, war gering. Um so mehr war ich mir der Schwierigkeiten bewußt, die es zu überwinden galt. Wenn ich nur mit Himmler sprechen konnte, dann würde ich nicht mit leeren Händen zurückkommen. Ob es mir wohl glückte, diesen Mann zu treffen, den ich für die damals mächtigste Persönlichkeit in ganz Deutschland hielt? Er war in jenem Augenblick Oberbefehlshaber an der Ostfront, und da der Druck der Russen täglich zunahm, war er dort gewiß unabkömmlich. Überdies erschwerte es meine Aufgabe, daß ich den Vermittlern der Zusammenkunft den wahren Grund, weshalb ich Himmler treffen wollte, nicht verraten konnte. Wenn sie meinen Vorschlag nicht annahmen, konnte das ganze Unternehmen gar leicht zum Scheitern gebracht werden.
Als ich in Berlin landete, lagen die politischen und militärischen Dinge etwa so: Die Jalta-Konferenz war gerade abgeschlossen worden. Nach dem Communiqué der «Großen Drei» vom 12. Februar konnte man erwarten, daß die Alliierten ihre Kräfte koordinieren würden. Die Pläne für gleichzeitig aus allen Himmelsrichtungen gegen Deutschland losbrechende Offensiven lagen bereit. Den Russen war es bereits gelungen, auf reichsdeutsches Gebiet vorzudringen, und im Westen harrten die britischen und amerikanischen Heere auf das Signal zum (18) Großangriff gegen den Rhein. Das Dritte Reich begann in allen Fugen zu krachen. Dem allem zum Trotz hatten die Nazi ihre verzweifelte Terrorpolitik in den besetzten Gebieten fortgeführt, ja sogar verschärft. So waren in Norwegen vom 8. bis zum 10. Februar weitere vierunddreißig Patrioten ermordet worden. Die Entwicklung ging in rasendem Tempo der letzten großen Krise zu. Man mußte auf alles gefaßt sein.
Berlin stand bereits im Zeichen der Kriegsmüdigkeit. Zwar wirkten die Menschen, denen man auf der Straße begegnete, noch immer wohlgenährt. Ein ausgesprochener Mangel an Lebensmitteln scheint damals noch nicht geherrscht zu haben. Natürlich sah man lange Schlangen vor den Lebensmittelgeschäften, doch bekamen die Leute anscheinend die Rationen, auf die ihnen ihre Karten ein Recht gaben. Aber diese Menschen sahen ermattet aus. Sie hegten nur noch den einen Wunsch, der Krieg möge so rasch wie möglich zu Ende gehen.
In den Straßen Berlins hatte der Bau von Barrikaden bereits begonnen. Man merkte nichts von Panikstimmung, aber auch nichts von Begeisterung. Die Untertanen des Dritten Reiches arbeiteten mit der mechanischen Pflichttreue, die nun einmal das Kennzeichen der Deutschen ist. Es wurden hier Angehörige des Volkssturms, dann auch Frauen und natürlich ausländische Arbeiter aus den Konzentrationslagern beschäftigt. Angesichts der ziemlich illusorischen Barrikaden, zu denen man nahm, was man gerade fand — Autobusse, Straßenbahnwagen, Autos, die man mit Ziegelsteinen füllte —, machte sich der bekannte Berliner Humor geltend. So war etwa folgende Geschichte im Umlauf:
Wenn die Russen nach Berlin kommen, brauchen sie eine Stunde und zwei Minuten, um die Stadt zu erobern. — Wieso? — Nun. erst werden sie eine Stunde lang vor den Barrikaden (19) stehen und sich schief lachen. Dann werden sie zwei Minuten brauchen, um sie zu durchbrechen.
So standen also die Berliner Schlange vor ihren Lebensmittelgeschäften oder arbeiteten auf den Barrikaden und erwarteten den Feind in der Stadt. Und rund herum breiteten sich die Greuel der Zerstörung aus. Im Stadtzentrum bekam man den Eindruck, daß von fünf Häusern vier durch die von den Alliierten mit unerhörter Wucht durchgeführten Bombenangriffe zerstört worden waren. Trotzdem lebten die Leute in den Kellern weiter
— viele waren natürlich evakuiert worden —, und das Leben nahm wenn auch nicht gerade seinen gewohnten Gang, so doch einen einigermaßen normalen Verlauf. Die U-Bahn war in Betrieb und erlitt nur nach Flugangriffen Stockungen, und dasselbe galt für Gas. Elektrizität und Telephon.
Es ist nicht leicht, zu sagen, was diese Menschen über die allgemeine Lage dachten, was ihr apathischer Gesichtsausdruck bedeutete. Das Vertrauen in den Nationalsozialismus war schwer erschüttert; auch war man sich offenbar darüber klar, daß der Krieg — allen Propagandareden des Dr. Goebbels zum Trotz — für Deutschland endgültig verloren war. Sehr charakteristisch ist es indessen, daß man in gewissen Kreisen immer noch nicht verstand oder nicht verstehen wollte, wie sehr gerade Hitler die Verantwortung für das ganze Elend trug. Mit der für die Deutschen so bezeichnenden Sentimentalität hielten große Teile des Volkes selbst in den letzten Monaten und Wochen des Dritten Reiches immer noch an ihrem vergötterten Führer fest. Man hatte ihm den Treueid geschworen; man mußte zu ihm stehen. Die phantastischen Träume, die Adolf Hitler geträumt hatte, waren für alle Völker zu Alb träumen geworden, nur dem deutschen Volk bedeuteten sie Wunschträume. Der einfache Mann brachte es nicht über sich, den Glauben an denjenigen (20) aufzugeben, in dem er seinen Erlöser sah. Er brachte es auch nicht über sich, die Vorstellung von der Berechtigung des Hitlerschen Programms aufzugeben.
Als ersten besuchte ich den Chef der deutschen Sicherheitspolizei, Obergruppenführer Kaltenbrunner. Mit eleganter Geste wies er auf die Chesterfield-Zigaretten, die auf dem Tisch lagen, und schob mir auch die Flasche Dubonnet hin, die er hatte kommen lassen und die sicher aus einem in Frankreich gestohlenen Lager stammte. Gleichzeitig betrachtete er mich mit kalt forschenden Blicken. Das war am 17. Februar, am Tag nach meiner Ankunft in Berlin. Die durch die schwedische Gesandtschaft vermittelte Begegnung fand in Kaltenbrunners prunkvoller Villa in Wannsee draußen statt. Ich mußte alles daransetzen, meinen Gastgeber, Hitlers Stellvertreter in der Gestapo, davon zu überzeugen, daß es überaus wichtig wäre, mit dem Reichsminister zusammenzutreffen.
Obergruppenführer Kaltenbrunner, ein Mann von etwas über vierzig Jahren, konnte bereits auf zahlreiche hervorragende Verdienste zurückblicken. Eifer und Erfolg kennzeichneten seine Karriere. Sehr rasch war er Gestapochef in Wien geworden, und als Reinhard Heydrich, eine der bestqualifizierten Kräfte, die der Gestapo je zu Gebote gestanden hatten, als stellvertretender Reichsprotektor für Böhmen und Mähren 1942 ermordet wurde, nachdem er eine nicht genau bestimmbare Zahl tschechischer Fatrioten hatte ermorden lassen, war es ganz natürlich, daß man Kaltenbrunner zu seinem Nachfolger als Chef der deutschen Sicherheitspolizei bestimmte. Er hatte nicht nur den nötigen Charakter — auch sein Aussehen sprach für ihn. Er sah genau so aus, wie man (21) sich einen Gestapochef vorzustellen pflegt. Auf jeden Fall war Obergruppenführer Kaltenbrunner nicht der Mann — das sah ich auf den ersten Blick —, der irgendwelches Verständnis für eine humanitäre Aktion in deutschen Konzentrationslagern bekunden konnte.
Während unserer Zusammenkunft zeigte er sich beherrscht, eisig kühl und ungemein wißbegierig. Er wollte herausbringen, warum mir so viel daran lag, Himmler zu treffen. Während er an seinem Dubonnet nippte, der so gut zum eleganten Milieu in seiner Wannsee-Villa paßte und überdies so bezeichnend war für das Leben, das ein Chef der deutschen Sicherheitspolizei noch in den Monaten vor dem Zusammenbruch führte, betonte er, es sei außerordentlich schwer, ein solches Zusammentreffen herbeizuführen. Er schlug mir daher vor, ich sollte mein Anliegen ihm vortragen, er werde es dann an seinen Chef weiterleiten.
Begreiflicherweise konnte ich diesen Vorschlag nicht annehmen. Ich mußte nun versuchen, sein Interesse so stark zu wecken, daß er sich bereit erklärte, eine Begegnung mit Himmler zu vermitteln, ohne daß ich ihm etwas Wesentliches über meine eigentliche Aufgabe verriet. Nach den Aufzeichnungen, die ich machte, entspann sich ungefähr folgendes Gespräch:
Bernadotte: «Das Verhältnis zwischen Schweden und Deutschland ist, wie Sie wissen, ein außerordentlich schlechtes. Die Stimmung in Schweden ist im höchsten Grade antideutsch. Vor allem sind es die deutschen Grausamkeiten in Norwegen und Dänemark, die diese Stimmung hervorgerufen haben, die Plünderungen in Nordnorwegen zum Beispiel, und dann vor allem die Festnahme von Geiseln. Es gibt viele Beispiele für diese Taktik, die unbedingt gegen alle internationalen Vereinbarungen (22) verstößt. Reichsminister Himmler bekleidet eine Stellung, die es ihm erlaubt, Maßregeln zu treffen, die die Stimmung in Schweden Deutschland gegenüber zu verbessern geeignet wären. Soweit ich verstehe, liegt das vor allem im deutschen Interesse.»
Kaltenbrunner: «Haben Sie von Ihrer Regierung einen offiziellen Auftrag?»
Bernadotte: «Den habe ich nicht, aber ich kann soviel sagen, daß nicht nur die schwedische Regierung, sondern auch das schwedische Volk die Auffassung teilt, die ich hier skizziert habe.»
Kaltenbrunner: «Ich weiß, daß das Verhältnis zwischen unsern Ländern höchst unbefriedigend ist, und ich bedaure das. Ich weiß aber auch, daß Reichsminister Himmler ein besonderes Interesse daran hat, zwischen Deutschland und Schweden gute Beziehungen zu schaffen. Anderseits hat sich die Festnahme von Geiseln als eine notwendige Maßnahme erwiesen, wenn man mit der Sabotagetätigkeit fertig werden will. Ähnliche Maßnahmen sind übrigens auch von den Russen getroffen worden, ohne daß die öffentliche Meinung in Schweden darauf reagiert hat.»
Bernadotte: «Es wäre für Deutschland von größter Bedeutung, Schweden nicht zum Feinde zu haben, ob Deutschland nun den Krieg gewinnt oder verliert.»
Da mischte sich zum erstenmal eine dritte Persönlichkeit ins Gespräch, nämlich Brigadeführer Schellenberg, welcher der Zusammenkunft ebenfalls beiwohnte. Er bemerkte:
«Für Deutschland wäre es ein großes Unglück, wenn Schweden ihm den Krieg erklärte.»
Brigadeführer Schellenberg sollte bei meiner weiteren Tätigkeit in Deutschland, also während der letzten Phase des (23) Krieges, eine so bedeutende Rolle spielen, daß es mir gerechtfertigt erscheint, ihn kurz vorzustellen.
Walter Schellenberg, den ich auf etwa fünfunddreißig Jahre schätzte, bildete in allem geradezu den Gegentyp zu Kaltenbrunner. Seiner Ausbildung nach Jurist, wurde er 1940 Chef der politischen Abteilung des deutschen Nachrichtenwesens. Vier Jahre später kam er an die Spitze der ganzen Organisation zu stehen. Hier spielte er eine wichtige Rolle, vor allem, weil er sich, wie ich selber feststellen konnte, energisch und zielbewußt für eine Schwenkung in der deutschen Politik, besonders für eine Neugestaltung der Außenpolitik, einsetzte. Er versuchte auch, der Bestialität entgegenzuarbeiten, die sich die Gestapo zuschulden kommen ließ. Im Verlaufe eingehender Gespräche erzählte er mir in der Folge, daß Kaltenbrunner ihn haßte und sogar — wenn auch ohne Erfolg — Hitler zu überzeugen versucht hatte, er, Schellenberg, stehe im Dienste des Intelligence Service. Ich gebe gerne zu, daß ich von Anfang an zu diesem menschlich fühlenden Nazi ein gewisses Vertrauen faßte, und daß ich ihm auf jeden Fall für die positive Hilfe dankbar bleiben werde, die er mir im Zusammenhang mit meiner Mission in Deutschland geleistet hat.
Die Beratung ging weiter. Unbeirrt fuhr Kaltenbrunner fort, mir auf den Zahn zu fühlen. Er suchte zu erfahren, was ich Himmler vorzuschlagen beabsichtigte, und fragte mich, ob ich konkrete Vorschläge zu unterbreiten hätte. Ich verneinte das, um einer eingehenderen Diskussion zwischen Kaltenbrunner und mir auszuweichen. Wenn er das, was ich auf dem Herzen hatte, nicht guthieß, würde er natürlich alles daransetzen, ein Zusammentreffen zwischen mir und Himmler zu verhindern. Deshalb unterbreitete ich ihm meinen eigentlichen Plan nicht, sondern sagte bloß, ich hätte zwei Wünsche: nämlich (24) die Erteilung eines Visums für alle mit Deutschen verheirateten, als Schwedinnen geborenen Frauen mit Kindern, sonders für solche, die ausgebombt oder deren Männer gefallen waren oder vermißt wurden, und die Erlaubnis für das Schwedische Rote Kreuz, in den Internierungslagern in Deutschland zu arbeiten. Erstaunlicherweise stellte sich Kaltenbrunner ganz verständnisvoll zu diesen Wünschen, worauf ich ihn fragte, ob er nunmehr begreife, wie wichtig es sei, daß ich Himmler träfe. Selbst wenn eine positive Lösung der Fragen, die ich gerade berührt hätte, nicht gefunden werden könnte, würde ein solches Zusammentreffen ausreichen, um die Einstellung des schwedischen Volkes der deutschen Führung gegenüber zu ändern. Kaltenbrunner erklärte in entschiedenem Ton, daß er das einsehe. Als ich mich von ihm verabschiedete, hatte ich wirklich Anlaß, zu hoffen, ich würde bald mit Himmler selbst sprechen können.
Nach meinem Besuch bei Obergruppenführer Kaltenbrunner fuhr ich direkt ins Auswärtige Amt. Ein Wort über das Vorspiel zu die&er zweiten Audienz: Schon wenige Stunden nach meiner Ankunft in Berlin wurde mir berichtet, es läge dem deutschen Außenministerium sehr viel daran, genauere Angaben über meine Geschäfte in Berlin zu erhalten; man suchte vor allem zu erfahren, weshalb ich Himmler treffen wollte. Es war längst kein Geheimnis mehr, daß das Verhältnis zwischen Herrn von Ribbentrop und dem Chef der Gestapo nicht das allerherzlichste war. Gerade als ich am ersten Abend in den provisorischen Räumlichkeiten der schwedischen Gesandtschaft an der Rauchstraße — ganz in der Nähe des . einen Bombenangriff völlig zerstörten Gesandtschafts(25)-gebäudes — speiste, erschien ein Bote von Ribbentrop mit der Nachricht, der Außenminister wünsche mich schon am nächsten Tag zu treffen.
Joachim von Ribbentrop empfing mich im zum Teil bomb engeschädigten Auswärtigen Amt. Sein Arbeitsraum war immerhin noch intakt, und er selbst schien körperlich und geistig frisch und sehr erfüllt von seiner hohen Würde und seiner eigenen überragenden Persönlichkeit. Er bat mich, neben dem geheizten Kamin Platz zu nehmen, und begann sofort zu reden. Unbemerkt setzte ich meine Stoppuhr in Gang.
Als ich sie wieder abstellte, zeigte es sich, daß Ribbentrop eine Stunde und sieben Minuten ununterbrochen gesprochen hatte, ohne daß ich während des ganzen Vortrags Gelegenheit gehabt hätte, auch nur ein einziges Wort zu äußern. Wenn ich jetzt in meinen Aufzeichnungen nachlese, finde ich, daß er mir im großen und ganzen folgendes sagen wollte:
Zuerst dankte er mir in äußerst herzlichen und schmeichelhaften Worten für meine Leistungen beim wiederholten Austausch von Kriegsgefangenen und für die Hilfe des Schwedischen Roten Kreuzes in Holland und anderswo. Dann stürzte er sich geradezu in einen Vortrag, den er bald in sentimental bebendem Tone hielt, bald zum Gebrüll anschwellen ließ, das in seiner höchsten Steigerung der vollbesetzten Krolloper alle Ehre gemacht hätte. Zwischendurch kommentierte er in selbstgefälligen Wendungen seine eigene Persönlichkeit. Es fing damit an, daß er mir den Unterschied zwischen dem Nationalsozialismus und dem Bolschewismus klarmachte. Seiner Meinung nach war es Hitler gelungen, den deutschen Arbeiter von der Notwendigkeit der Beibehaltung der verschiedenen Gesellschaftsklassen zu überzeugen, die sich jedoch dem nationalsozialistischen System anpassen müßten; der Bolschewismus (26) hingegen habe den russischen Arbeiter gelehrt, die führenden Klassen müßten liquidiert werden. Darin bestand für Ribbentrop der Hauptunterschied. Dann erklärte er mir ausführlich, warum es im August 1939 für Deutschland eine zwingende Notwendigkeit gewesen sei, mit der Sowjetunion zusammenzugehen. Er berichtete über gewisse Gespräche, die er mit Stalin und Molotow geführt hatte. Unter anderem berührte er eine Episode, die sich während des letzten Besuches Molotows in Berlin abgespielt hatte. Ribbentrop hatte sich nämlich gezwungen gesehen, den russischen Außenkommissar einzuladen, da man in Deutschland mißtrauisch geworden war, als die Russen nicht weniger als 960 Delegierte zu gewissen Handelsvertragsverhandlungen geschickt hatten! Es war ganz offenbar, sagte Ribbentrop, daß sie gekommen waren, um das Dritte Reich auszuspionieren. Aus anderen Anzeichen ersah man in Berlin — fuhr Ribbentrop fort —, daß ein Krieg zwischen Deutschland und Rußland auf die Dauer unvermeidlich würde. Ja, man wußte tatsächlich, daß Rußland Ende August 1941 Deutschland anzugreifen beabsichtigte. Für die endgültige Stellungnahme der deutschen Führung war ein Gespräch entscheidend, das Ribbentrop während eines Luftangriffs auf Berlin, nach einem Galaessen zu Ehren Molotows, mit diesem gehabt hatte. Sie mußten damals mehrere Stunden im Schutzraum sitzen, und Molotow stellte die entschiedene Forderung, Deutschland solle Rußland gewisse Stützpunkte im Skagerrak und Kattegat garantieren. Das habe Ribbentrop bestimmt abgelehnt, vor allem, weil er nicht wollte, daß die nordischen Länder der Gefahr der Bolschewisierung ausgesetzt würden.
«Ganz Europa», fuhr Ribbentrop fort, «würde übrigens von der Bolschewisierung bedroht, wenn die deutsche Ostfront zusammenbräche. Wir kennen die Pläne Stalins bis in (27)ihre Einzelstehen und sich schief lachen. Dann werden sie zwei Minuten brauchen, um sie zu durchbrechen.
Als ich in Berlin landete, lagen die politischen und militärischen Dinge etwa so: Die Jalta-Konferenz war gerade abgeschlossen worden. Nach dem Communiqué der «Großen Drei» vom 12. Februar konnte man erwarten, daß die Alliierten ihre Kräfte koordinieren würden. Die Pläne für gleichzeitig aus allen Himmelsrichtungen gegen Deutschland losbrechende Offensiven lagen bereit. Den Russen war es bereits gelungen, auf reichsdeutsches Gebiet vorzudringen, und im Westen harrten die britischen und amerikanischen Heere auf das Signal zum (18) Großangriff gegen den Rhein. Das Dritte Reich begann in allen Fugen zu krachen. Dem allem zum Trotz hatten die Nazi ihre verzweifelte Terrorpolitik in den besetzten Gebieten fortgeführt, ja sogar verschärft. So waren in Norwegen vom 8. bis zum 10. Februar weitere vierunddreißig Patrioten ermordet worden. Die Entwicklung ging in rasendem Tempo der letzten großen Krise zu. Man mußte auf alles gefaßt sein.
Berlin stand bereits im Zeichen der Kriegsmüdigkeit. Zwar wirkten die Menschen, denen man auf der Straße begegnete, noch immer wohlgenährt. Ein ausgesprochener Mangel an Lebensmitteln scheint damals noch nicht geherrscht zu haben. Natürlich sah man lange Schlangen vor den Lebensmittelgeschäften, doch bekamen die Leute anscheinend die Rationen, auf die ihnen ihre Karten ein Recht gaben. Aber diese Menschen sahen ermattet aus. Sie hegten nur noch den einen Wunsch, der Krieg möge so rasch wie möglich zu Ende gehen.
In den Straßen Berlins hatte der Bau von Barrikaden bereits begonnen. Man merkte nichts von Panikstimmung, aber auch nichts von Begeisterung. Die Untertanen des Dritten Reiches arbeiteten mit der mechanischen Pflichttreue, die nun einmal das Kennzeichen der Deutschen ist. Es wurden hier Angehörige des Volkssturms, dann auch Frauen und natürlich ausländische Arbeiter aus den Konzentrationslagern beschäftigt. Angesichts der ziemlich illusorischen Barrikaden, zu denen man nahm, was man gerade fand — Autobusse, Straßenbahnwagen, Autos, die man mit Ziegelsteinen füllte —, machte sich der bekannte Berliner Humor geltend. So war etwa folgende Geschichte im Umlauf:
Wenn die Russen nach Berlin kommen, brauchen sie eine Stunde und zwei Minuten, um die Stadt zu erobern. — Wieso? — Nun. erst werden sie eine Stunde lang vor den Barrikaden (19) stehen und sich schief lachen. Dann werden sie zwei Minuten brauchen, um sie zu durchbrechen.
So standen also die Berliner Schlange vor ihren Lebensmittelgeschäften oder arbeiteten auf den Barrikaden und erwarteten den Feind in der Stadt. Und rund herum breiteten sich die Greuel der Zerstörung aus. Im Stadtzentrum bekam man den Eindruck, daß von fünf Häusern vier durch die von den Alliierten mit unerhörter Wucht durchgeführten Bombenangriffe zerstört worden waren. Trotzdem lebten die Leute in den Kellern weiter
— viele waren natürlich evakuiert worden —, und das Leben nahm wenn auch nicht gerade seinen gewohnten Gang, so doch einen einigermaßen normalen Verlauf. Die U-Bahn war in Betrieb und erlitt nur nach Flugangriffen Stockungen, und dasselbe galt für Gas. Elektrizität und Telephon.
Es ist nicht leicht, zu sagen, was diese Menschen über die allgemeine Lage dachten, was ihr apathischer Gesichtsausdruck bedeutete. Das Vertrauen in den Nationalsozialismus war schwer erschüttert; auch war man sich offenbar darüber klar, daß der Krieg — allen Propagandareden des Dr. Goebbels zum Trotz — für Deutschland endgültig verloren war. Sehr charakteristisch ist es indessen, daß man in gewissen Kreisen immer noch nicht verstand oder nicht verstehen wollte, wie sehr gerade Hitler die Verantwortung für das ganze Elend trug. Mit der für die Deutschen so bezeichnenden Sentimentalität hielten große Teile des Volkes selbst in den letzten Monaten und Wochen des Dritten Reiches immer noch an ihrem vergötterten Führer fest. Man hatte ihm den Treueid geschworen; man mußte zu ihm stehen. Die phantastischen Träume, die Adolf Hitler geträumt hatte, waren für alle Völker zu Alb träumen geworden, nur dem deutschen Volk bedeuteten sie Wunschträume. Der einfache Mann brachte es nicht über sich, den Glauben an denjenigen (20) aufzugeben, in dem er seinen Erlöser sah. Er brachte es auch nicht über sich, die Vorstellung von der Berechtigung des Hitlerschen Programms aufzugeben.
Als ersten besuchte ich den Chef der deutschen Sicherheitspolizei, Obergruppenführer Kaltenbrunner. Mit eleganter Geste wies er auf die Chesterfield-Zigaretten, die auf dem Tisch lagen, und schob mir auch die Flasche Dubonnet hin, die er hatte kommen lassen und die sicher aus einem in Frankreich gestohlenen Lager stammte. Gleichzeitig betrachtete er mich mit kalt forschenden Blicken. Das war am 17. Februar, am Tag nach meiner Ankunft in Berlin. Die durch die schwedische Gesandtschaft vermittelte Begegnung fand in Kaltenbrunners prunkvoller Villa in Wannsee draußen statt. Ich mußte alles daransetzen, meinen Gastgeber, Hitlers Stellvertreter in der Gestapo, davon zu überzeugen, daß es überaus wichtig wäre, mit dem Reichsminister zusammenzutreffen.
Obergruppenführer Kaltenbrunner, ein Mann von etwas über vierzig Jahren, konnte bereits auf zahlreiche hervorragende Verdienste zurückblicken. Eifer und Erfolg kennzeichneten seine Karriere. Sehr rasch war er Gestapochef in Wien geworden, und als Reinhard Heydrich, eine der bestqualifizierten Kräfte, die der Gestapo je zu Gebote gestanden hatten, als stellvertretender Reichsprotektor für Böhmen und Mähren 1942 ermordet wurde, nachdem er eine nicht genau bestimmbare Zahl tschechischer Fatrioten hatte ermorden lassen, war es ganz natürlich, daß man Kaltenbrunner zu seinem Nachfolger als Chef der deutschen Sicherheitspolizei bestimmte. Er hatte nicht nur den nötigen Charakter — auch sein Aussehen sprach für ihn. Er sah genau so aus, wie man (21) sich einen Gestapochef vorzustellen pflegt. Auf jeden Fall war Obergruppenführer Kaltenbrunner nicht der Mann — das sah ich auf den ersten Blick —, der irgendwelches Verständnis für eine humanitäre Aktion in deutschen Konzentrationslagern bekunden konnte.
Während unserer Zusammenkunft zeigte er sich beherrscht, eisig kühl und ungemein wißbegierig. Er wollte herausbringen, warum mir so viel daran lag, Himmler zu treffen. Während er an seinem Dubonnet nippte, der so gut zum eleganten Milieu in seiner Wannsee-Villa paßte und überdies so bezeichnend war für das Leben, das ein Chef der deutschen Sicherheitspolizei noch in den Monaten vor dem Zusammenbruch führte, betonte er, es sei außerordentlich schwer, ein solches Zusammentreffen herbeizuführen. Er schlug mir daher vor, ich sollte mein Anliegen ihm vortragen, er werde es dann an seinen Chef weiterleiten.
Begreiflicherweise konnte ich diesen Vorschlag nicht annehmen. Ich mußte nun versuchen, sein Interesse so stark zu wecken, daß er sich bereit erklärte, eine Begegnung mit Himmler zu vermitteln, ohne daß ich ihm etwas Wesentliches über meine eigentliche Aufgabe verriet. Nach den Aufzeichnungen, die ich machte, entspann sich ungefähr folgendes Gespräch:
Bernadotte: «Das Verhältnis zwischen Schweden und Deutschland ist, wie Sie wissen, ein außerordentlich schlechtes. Die Stimmung in Schweden ist im höchsten Grade antideutsch. Vor allem sind es die deutschen Grausamkeiten in Norwegen und Dänemark, die diese Stimmung hervorgerufen haben, die Plünderungen in Nordnorwegen zum Beispiel, und dann vor allem die Festnahme von Geiseln. Es gibt viele Beispiele für diese Taktik, die unbedingt gegen alle internationalen Vereinbarungen (22) verstößt. Reichsminister Himmler bekleidet eine Stellung, die es ihm erlaubt, Maßregeln zu treffen, die die Stimmung in Schweden Deutschland gegenüber zu verbessern geeignet wären. Soweit ich verstehe, liegt das vor allem im deutschen Interesse.»
Kaltenbrunner: «Haben Sie von Ihrer Regierung einen offiziellen Auftrag?»
Bernadotte: «Den habe ich nicht, aber ich kann soviel sagen, daß nicht nur die schwedische Regierung, sondern auch das schwedische Volk die Auffassung teilt, die ich hier skizziert habe.»
Kaltenbrunner: «Ich weiß, daß das Verhältnis zwischen unsern Ländern höchst unbefriedigend ist, und ich bedaure das. Ich weiß aber auch, daß Reichsminister Himmler ein besonderes Interesse daran hat, zwischen Deutschland und Schweden gute Beziehungen zu schaffen. Anderseits hat sich die Festnahme von Geiseln als eine notwendige Maßnahme erwiesen, wenn man mit der Sabotagetätigkeit fertig werden will. Ähnliche Maßnahmen sind übrigens auch von den Russen getroffen worden, ohne daß die öffentliche Meinung in Schweden darauf reagiert hat.»
Bernadotte: «Es wäre für Deutschland von größter Bedeutung, Schweden nicht zum Feinde zu haben, ob Deutschland nun den Krieg gewinnt oder verliert.»
Da mischte sich zum erstenmal eine dritte Persönlichkeit ins Gespräch, nämlich Brigadeführer Schellenberg, welcher der Zusammenkunft ebenfalls beiwohnte. Er bemerkte:
«Für Deutschland wäre es ein großes Unglück, wenn Schweden ihm den Krieg erklärte.»
Brigadeführer Schellenberg sollte bei meiner weiteren Tätigkeit in Deutschland, also während der letzten Phase des (23) Krieges, eine so bedeutende Rolle spielen, daß es mir gerechtfertigt erscheint, ihn kurz vorzustellen.
Walter Schellenberg, den ich auf etwa fünfunddreißig Jahre schätzte, bildete in allem geradezu den Gegentyp zu Kaltenbrunner. Seiner Ausbildung nach Jurist, wurde er 1940 Chef der politischen Abteilung des deutschen Nachrichtenwesens. Vier Jahre später kam er an die Spitze der ganzen Organisation zu stehen. Hier spielte er eine wichtige Rolle, vor allem, weil er sich, wie ich selber feststellen konnte, energisch und zielbewußt für eine Schwenkung in der deutschen Politik, besonders für eine Neugestaltung der Außenpolitik, einsetzte. Er versuchte auch, der Bestialität entgegenzuarbeiten, die sich die Gestapo zuschulden kommen ließ. Im Verlaufe eingehender Gespräche erzählte er mir in der Folge, daß Kaltenbrunner ihn haßte und sogar — wenn auch ohne Erfolg — Hitler zu überzeugen versucht hatte, er, Schellenberg, stehe im Dienste des Intelligence Service. Ich gebe gerne zu, daß ich von Anfang an zu diesem menschlich fühlenden Nazi ein gewisses Vertrauen faßte, und daß ich ihm auf jeden Fall für die positive Hilfe dankbar bleiben werde, die er mir im Zusammenhang mit meiner Mission in Deutschland geleistet hat.
Die Beratung ging weiter. Unbeirrt fuhr Kaltenbrunner fort, mir auf den Zahn zu fühlen. Er suchte zu erfahren, was ich Himmler vorzuschlagen beabsichtigte, und fragte mich, ob ich konkrete Vorschläge zu unterbreiten hätte. Ich verneinte das, um einer eingehenderen Diskussion zwischen Kaltenbrunner und mir auszuweichen. Wenn er das, was ich auf dem Herzen hatte, nicht guthieß, würde er natürlich alles daransetzen, ein Zusammentreffen zwischen mir und Himmler zu verhindern. Deshalb unterbreitete ich ihm meinen eigentlichen Plan nicht, sondern sagte bloß, ich hätte zwei Wünsche: nämlich (24) die Erteilung eines Visums für alle mit Deutschen verheirateten, als Schwedinnen geborenen Frauen mit Kindern, sonders für solche, die ausgebombt oder deren Männer gefallen waren oder vermißt wurden, und die Erlaubnis für das Schwedische Rote Kreuz, in den Internierungslagern in Deutschland zu arbeiten. Erstaunlicherweise stellte sich Kaltenbrunner ganz verständnisvoll zu diesen Wünschen, worauf ich ihn fragte, ob er nunmehr begreife, wie wichtig es sei, daß ich Himmler träfe. Selbst wenn eine positive Lösung der Fragen, die ich gerade berührt hätte, nicht gefunden werden könnte, würde ein solches Zusammentreffen ausreichen, um die Einstellung des schwedischen Volkes der deutschen Führung gegenüber zu ändern. Kaltenbrunner erklärte in entschiedenem Ton, daß er das einsehe. Als ich mich von ihm verabschiedete, hatte ich wirklich Anlaß, zu hoffen, ich würde bald mit Himmler selbst sprechen können.
Nach meinem Besuch bei Obergruppenführer Kaltenbrunner fuhr ich direkt ins Auswärtige Amt. Ein Wort über das Vorspiel zu die&er zweiten Audienz: Schon wenige Stunden nach meiner Ankunft in Berlin wurde mir berichtet, es läge dem deutschen Außenministerium sehr viel daran, genauere Angaben über meine Geschäfte in Berlin zu erhalten; man suchte vor allem zu erfahren, weshalb ich Himmler treffen wollte. Es war längst kein Geheimnis mehr, daß das Verhältnis zwischen Herrn von Ribbentrop und dem Chef der Gestapo nicht das allerherzlichste war. Gerade als ich am ersten Abend in den provisorischen Räumlichkeiten der schwedischen Gesandtschaft an der Rauchstraße — ganz in der Nähe des . einen Bombenangriff völlig zerstörten Gesandtschafts(25)-gebäudes — speiste, erschien ein Bote von Ribbentrop mit der Nachricht, der Außenminister wünsche mich schon am nächsten Tag zu treffen.
Joachim von Ribbentrop empfing mich im zum Teil bomb engeschädigten Auswärtigen Amt. Sein Arbeitsraum war immerhin noch intakt, und er selbst schien körperlich und geistig frisch und sehr erfüllt von seiner hohen Würde und seiner eigenen überragenden Persönlichkeit. Er bat mich, neben dem geheizten Kamin Platz zu nehmen, und begann sofort zu reden. Unbemerkt setzte ich meine Stoppuhr in Gang.
Als ich sie wieder abstellte, zeigte es sich, daß Ribbentrop eine Stunde und sieben Minuten ununterbrochen gesprochen hatte, ohne daß ich während des ganzen Vortrags Gelegenheit gehabt hätte, auch nur ein einziges Wort zu äußern. Wenn ich jetzt in meinen Aufzeichnungen nachlese, finde ich, daß er mir im großen und ganzen folgendes sagen wollte:
Zuerst dankte er mir in äußerst herzlichen und schmeichelhaften Worten für meine Leistungen beim wiederholten Austausch von Kriegsgefangenen und für die Hilfe des Schwedischen Roten Kreuzes in Holland und anderswo. Dann stürzte er sich geradezu in einen Vortrag, den er bald in sentimental bebendem Tone hielt, bald zum Gebrüll anschwellen ließ, das in seiner höchsten Steigerung der vollbesetzten Krolloper alle Ehre gemacht hätte. Zwischendurch kommentierte er in selbstgefälligen Wendungen seine eigene Persönlichkeit. Es fing damit an, daß er mir den Unterschied zwischen dem Nationalsozialismus und dem Bolschewismus klarmachte. Seiner Meinung nach war es Hitler gelungen, den deutschen Arbeiter von der Notwendigkeit der Beibehaltung der verschiedenen Gesellschaftsklassen zu überzeugen, die sich jedoch dem nationalsozialistischen System anpassen müßten; der Bolschewismus (26) hingegen habe den russischen Arbeiter gelehrt, die führenden Klassen müßten liquidiert werden. Darin bestand für Ribbentrop der Hauptunterschied. Dann erklärte er mir ausführlich, warum es im August 1939 für Deutschland eine zwingende Notwendigkeit gewesen sei, mit der Sowjetunion zusammenzugehen. Er berichtete über gewisse Gespräche, die er mit Stalin und Molotow geführt hatte. Unter anderem berührte er eine Episode, die sich während des letzten Besuches Molotows in Berlin abgespielt hatte. Ribbentrop hatte sich nämlich gezwungen gesehen, den russischen Außenkommissar einzuladen, da man in Deutschland mißtrauisch geworden war, als die Russen nicht weniger als 960 Delegierte zu gewissen Handelsvertragsverhandlungen geschickt hatten! Es war ganz offenbar, sagte Ribbentrop, daß sie gekommen waren, um das Dritte Reich auszuspionieren. Aus anderen Anzeichen ersah man in Berlin — fuhr Ribbentrop fort —, daß ein Krieg zwischen Deutschland und Rußland auf die Dauer unvermeidlich würde. Ja, man wußte tatsächlich, daß Rußland Ende August 1941 Deutschland anzugreifen beabsichtigte. Für die endgültige Stellungnahme der deutschen Führung war ein Gespräch entscheidend, das Ribbentrop während eines Luftangriffs auf Berlin, nach einem Galaessen zu Ehren Molotows, mit diesem gehabt hatte. Sie mußten damals mehrere Stunden im Schutzraum sitzen, und Molotow stellte die entschiedene Forderung, Deutschland solle Rußland gewisse Stützpunkte im Skagerrak und Kattegat garantieren. Das habe Ribbentrop bestimmt abgelehnt, vor allem, weil er nicht wollte, daß die nordischen Länder der Gefahr der Bolschewisierung ausgesetzt würden.
«Ganz Europa», fuhr Ribbentrop fort, «würde übrigens von der Bolschewisierung bedroht, wenn die deutsche Ostfront zusammenbräche. Wir kennen die Pläne Stalins bis in (27)ihre Einzelstehen und sich schief lachen. Dann werden sie zwei Minuten brauchen, um sie zu durchbrechen.
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